PRESS REVIEWS - IDIOT by DOSTOEVSKIY

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Hinter den Spiegeln liegt das Glück

         "Andriy Zholdaks Version sollte man auf keinen Fall verpassen." Peter Ortmann, trailer 6/11

 Der Tanz des Narren

             Es gehört Chuzpe dazu, aus Fjodor Dostojewskijs Roman Der Idiot ein Theaterstück zu machen. Buschausgaben haben 800 bis 900 Seiten. Am Theater Oberhausen lässt Andriy Zholdak die komplizierte Liebesverwirrung in fast vier Stunden spielen, von neun Darstellern und er spart sich viel Text. Dem Regisseur aus der Ukraine gelingt ein eindringliches Bühnenerlebnis, das mit grandiosen Bildern prunkt und aus der Konzentration und Reduktion kreative Funken schlägt … Erzählt wird weniger über Dialoge als über starke Bilder, über Wiederholungen, die szenische Vorgänge als Rituale kenntlich machen, über laute Musik. Moritz Löwe führt als Clown durch die Szenenfolge, übernimmt Dienerfiguren … Zholdak hat mit Ausstatterin Tayana Dimova eine Bühne geschaffen aus zwei Salons, die durch eine ausfahrbare Wand getrennt sind. Genau eins der vielen Fenster ist so sauber, dass man den Birkenwald dahinter erblickt … Die Schauspieler lösen die anspruchsvollen Aufgaben beeindruckend. Allein die Tanzschritte, Sprünge, Läufe verlangen eine physische Präsenz, die man sonst selten sieht. Michael Witte gibt dem Myschkin wunderbare Kindlichkeit. Wie ein Träumer bewegt er sich durch die geilen, geschäftstüchtigen Vertreter der guten Gesellschaft. Nora Buzalka spielt die Nastassja als Leidende und Emanzipierte zugleich, die das, was man ihr andressierte, nun gegen ihre Quälgeister einsetzt – zum Beispiel die Kindchenrolle. Henry Meyer zeigt den Rogoschin mal als Gangsterboss, der sich den roten Teppich ausrollen lässt, wenn er ins Zimmer kommt, dann wieder als einen, der vor dem Hausaltar seine Schuldgefühle auslebt. Manja Kuhl verkörpert die Aglaja, die kaum weniger Zwängen unterliegt wie ihre dunkle Rivalin. Das Spielpensum ist enorm, in einer Szene mimt Klaus Zwick gleichzeitig den General Jepantschin und Tozkij inklusive eines Dialogs der beiden Figuren und sein Ruf ‚Wo ist den Tozkij’ und sein ‚Ich bin Tozkij’ veredeln solche Besetzungsnot zur komischen Tugend. Vier Stunden lang schaut man in Seelenabgründe. Das fordert. Und es belohnt auch. Ralf Stiftel, Westfälischer Anzeiger 26.5.2011

 

Russischer Historienfilm im Breitwandformat

            "Mit Bühnen- und Kostümbildnerin Tatyana Dimova erzählt Regisseur Andriy Zholdak den 1000-Seiten-Roman wie einen opulenten russischen Historienfilm im Breitwandformat und 3 D – Satte vier Stunden lang. Tonmeister Sergey Patramanskiy unterlegt passgenau einen Soundtrack aus Klavierromantik, dissonanter Streichermusik und folkloristischer Blaskapelle. Unschuldig und naiv wie ein Kind, sagt der Idiot offen und ehrlich seine Meinung, ist stets neugierig, direkt und impulsiv. Eine Paraderolle für den sich ganz verausgabenden Theaterberserker Michael Witte ... Alle neun Schauspieler – auch tänzerisch exzellent vorbereitet – zeigen überzeugende Porträts der Figuren. Die vielumworbene Kurtisane Nastassja ist bei Nora Buzalka ein kapriziöses Model. Den reichen Rogoschin stellt Henry Meyer als athletischen, geschmeidigen Gentleman vor. Und während Moritz Löwe als chaplinesker Musikclown durch den Abend wandelt, wertet Klaus Zwick mit fulminantem Wandlungsvermögen und Temperament mehrere Nebenrollen auf ... Der Abend hatte Längen, ist aber sehenswert." Klaus Stübler, ruhrnachrichten, 23.05.2011

 

Dostojewski unter Strom

          "Erst einmal weidet man sich eine ganze Weile am erfrischend kon­ventionellen Bühnenbild: Eine gründerzeitliche Zweiraumwohnung als Guckkasten für heraufdämmerndes Unheil, links die großbürgerliche Kronleuchter-Variante, rechts fällt kaltes Neonlicht auf bröckelnden Putz ... Was folgt ist ein Dostojewski unter Strom. Im Zentrum stehen Leben, Leiden und Liebeswanken ... So war Fürst Myschkins Ausruf "Wie kann ich ein Idiot sein, wenn ich weiß, dass mich alle dafür halten?" vielleicht gar nicht der letzte luzide Satz des Abends, man weiß es nicht. Und bleibt sitzen auf seiner Augenlust, ohne so recht zu wissen wohin mit den vielen zartbitteren, nachhallend schönen Bildern dieser Inszenierung, die einer überragenden Lichtführung (Alexander Eck) entspringen."

Jens Dirksen, WAZ Kultur/NRZ Feuilleton, 24.05.2011

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